Warum in Feminismusblogs gerne alles moderiert wird

Es ist offenbar kein Zufall, dass ich in mehreren Blogs von (mehr oder weniger) Feministinnen erlebt habe, dass dort jeder(!) Beitrag extra freigeschaltet wird.  Nicht wie es in eher maskulistisch geprägten Blogs üblich ist, nur der erste Beitrag eines bisher noch nicht bekannten User als Spamschutz.  Aber danach kann der neue Mitschreibende sofort seine Kommentare veröffentlichen. Solange dieser Mensch nicht sehr unangenehm auffällt.
Aber warum wird in den Feminismus-Blog so gern moderiert?  Es sind so denke ich, mehrere Gründe. Die ersten beiden sind Schutz vor Belästigung und Prüfung von Relevanz.   Die beiden anderen sind Kontrolle und geordneter Ablauf.
Und dahinter steckt ein unterschiedlicher Ansatz.  Die “Maskus” arbeiten allermeisten mit Nachsorge, was bedeutet, dass  wenn ein User schwer beleidigend wird oder herumtrollt  dessen Beitrage gelöscht, diese editiert werden oder dieser Mensch im Extremfall ganz gesperrt wird.  Die  “Femis” verwenden dagegen größtenteils die Vorsorge.  Es wird versucht präventiv alles zu vermeiden, was andere Feministen abhalten könnten, dort mitzuschreiben.  Es ist die gleiche Idee dahinter, die auch die “Save Spaces” auszeichnet.  Frauen sollen vor Belästigung bewahrt werden, in dem mögliche Störer gleich von vornherein per Verdacht ausgeschlossen werden.  Und es sollen auch möglichst viele Off-Topic Ausuferungen  im Keim erstickt werden.
Aber der andere Teil ist, dass sie dadurch vollständige Kontrolle über den Verlauf bekommen.  Es werden Beiträge nicht freigeschaltet und dann geantwortet, sondern es wird jeder Beitrag freigeschaltet und sofort beantwortet.  Und dann erst der nächste Kommentar geprüft.  Damit bleibt alles ganz geordnet und ohne Auswüchse  Was dabei aber diesen Leuten denen die Blogs gehören, nicht bewusst ist, ist dass sie dadurch bereits vorzensieren.   Es ist durchaus üblich in solchen Blogs dass die Warnung ausgesprochen wird, wenn der Andere “rumspamt”, sich zu oft kritisch äußert,  er sich eine Sperre einfangen wird.  Aber im Gegensatz zum offenen Meinungswettbewerb  auf den  “Masku”-Blogs, weiß niemand ob der nächste Beitrag auf dem “Femblog” nicht schon dieses Ende bedeuten könnte.  Zudem kann sich durch das Freischalten die Besitzerin (in großer Überzahl sind es weibliche Feministen) des Blogs  die Möglichkeit  offen hält, wenn ihr die Argumente ausgehen, den Kommentar, denn sie nicht mehr passend beantworten kann, einfach ins Nirwana verschwinden zu lassen, ohne dass der Kommentator da noch etwas dazu äußern könnte.

Es entspricht genau den feministischen Wünschen nach Zensur in den sozialen Medien, damit dort “Hassrede und Belästigung” nicht vorhanden sein soll.  Dass es überall in den sozialen Medien bisher schon die Möglichkeit gab jede Person stumm zu schalten, zu blocken die jemand belästigt oder stört, ist ihnen bekannt, aber zu wenig. Es soll gar nichts stattfinden, was sie subjektiv als Belästigung  betrachten.  Nicht im Nachhinein soll es entfernt werden, sondern bereits im Vorfeld gar nicht erlaubt.  Dazu muss man die Störer, Trolle und  Bösewichte melden können. Auf Twitter gibt es eine Option wenn man jemand melden will, die man ankreuzen kann: “Beleidigend, respektlos oder nicht meiner Meinung entsprechend”.   Diese ist die Vorstellungswelt dieser Bloggerinnen.  Wer nicht ähnlicher oder gleicher Meinung ist, ist störend, letztlich belästigend. Daher sorgt man vor. Man moderiert und schaltet jeden einzelnen  Beitrag erst frei, nachdem man ihn geprüft hat.   So arbeitet jede Zensur.  Das “Schlechte” soll erst gar nicht die Öffentlichkeit erreichen.  Es ist hier in diesem Feminismus wie im Kommunismus. Es soll die Gesellschaft vor “der falschen Meinung” bewahrt werden, finden sie. Wären es Blogs die sich um Opfer drehen, um brisante Themen, dann wäre diese Moderation verständlich Aber bei reinen Themen-Diskussionen ist es sehr befremdlich.

Twitter_Andere_Meinungen_sind_belästigend

15 thoughts on “Warum in Feminismusblogs gerne alles moderiert wird”

  1. “Was dabei aber diesen Leuten denen die Blogs gehören, nicht bewusst ist, ist dass sie dadurch bereits vorzensieren.”

    Das Standardgegenargument der Feministen hierzu lautet, daß eine Zensur deshalb nicht stattfinde, weil du ja deinen Kommentar auch irgendwo anders im Netz veröffentlichen könntest – aber eben nicht bei ihnen.

    Wie würdest du auf diesen Einwurf reagieren?

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    1. Das Wort Zensur hat eine bestimmte Bedeutung. Diese ist “das Überprüfen auf unerlaubte Inhalte.” Und genau dies tun diese Leute. Sie sehen sich jeden Beitrag an und überprüfen ihn, bevor er erscheinen darf darauf ob er den erlaubten Maßstäben entspricht. Was aber erlaubt ist, ist nirgendwo als Regeln festgehalten und wird willkürlich festgelegt. (“Das ist mein Blog”) Stimmt und dennoch ist es Zensur in der ursprünglichen Bedeutung.
      Natürlich kann man woanders antworten und niemand ist gezwungen, auf diesen Blogs was zu schreiben. Es ist auch auf Facebook oder Twitter niemand gezwungen zu posten. Warum wird dann dort das Wort Zensur für das jetzige Vorgehen der Inhaltskontrolle aufgrund politischer Einstufung verwendet? Weil genau das gleiche Vorgehen damit gemeint ist.

      Zensur ist nichts grundsätzlich schlechtes. In Firmen wird oft zensiert um Schaden von dieser abzuwenden. Die Frage hier ist nur, was ist der Zweck der Zensur? Warum zensiert die Bloggerin vor(!)? Und warum glauben diese Leute trotzdem sie würden freie Meinungsausübung erlauben, wenn sie jeden Beitrag erst freischalten nach sorgfältiger Prüfung (Zensur), nur weil der Mensch doch irgendwo anders diesen Kommentar zu dem Thema schreiben kann?
      Hier ist offenbar wieder mal eine Begriffsumdeutung entstanden. Wie schon so oft in der Diskussion über Geschlechterfragen. Eine Seite nimmt sich hier offenbar die Deutungshoheit und erklärt was unter dem jeweiligen Begriff zu verstehen ist.

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      1. Meiner Meinung nach liegt Zensur schon dann vor, wenn der Eingriff sinnentstellend ist, auf das Verhindern einer Äußerung kommt es nicht an, sondern auf das Dekontextualisieren des kommentierten Textes.

        Dekontextualisieren i.e. ein Isolieren von Behauptungen von anderen Behauptungen, Fakten, Fragen oder Gedanken ist eine Standardtechnik der Propaganda.

        Darauf kommt es an: Was zu Propaganda führt, kann nicht legitim sein. Daher liegt eine Zensur vor.

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        1. Also Zensur selbst ist ein Mittel der Überwachung und der Propaganda. Aber es ist nicht selbst Propaganda und Überwachung. Was du beschrieben hast, ist Fälschung. Ebenfalls so ein Mittel.
          Jede Zensur ist aber in jeden Fall eine Filterung. Die Frage für mich ist nicht, ob diese Leute zensieren, dass tue ich ja hier auch, wenn der erste Beitrag eines Unbekannten den ich genehmigen muss, Schrott ist (nach meiner Auffassung) sondern warum es bei jedem weiteren Beitrag auch gemacht wird. Im Kern ist es die Frage, warum zensiert wird.
          Schon das Gedankenspiel nur die ersten 10 Beiträge zu moderieren und explizit freizugeben, zeigt die Vorzensur. Ich würde entscheiden, ob mir das was der Mensch schreibt zusagt oder nicht und bei Bedarf Meinungen die mir nicht passen, nicht zulassen. Natürlich ebenfalls Beschwerden darüber. Das ist nicht verwerflich, dass sagte ich schon. Kann jeders machen wie sier will. 😉

          Nur dann abzustreiten, dass man durch dieses Freischalten jedes Beitrags dauerhaft zensiert, ist reichlich gewagt. Und sehr realitätsscheu.

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          1. “Also Zensur selbst ist ein Mittel der Überwachung und der Propaganda.”

            Hm …. ja, würde ich jetzt auch so sagen.

            “Im Kern ist es die Frage, warum zensiert wird.”

            Würde ich nicht sagen, och würde sagen, daß es auf die Folgen ankommt: So wird bei mir nicht nur spam rausgeworfen, sondern auch Kommentare, die Diskussionen kaputt machen, oder so unterirdisch dumm sind, daß er vermutlich sachfremde Diskussionen starten will. Das bedeutet, daß ich im Hinblick auf Qualitätssicherung zensiere, aber irgendwas im Sinne von “Elmar, du Idiot!” darf jeder bei mir hinterlassen.

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            1. Ja das meine ich. Die Frage ist immer, was bezweckt meine Zensur. Soll sie abweichende Meinungen auslöschen oder soll sie lediglich dazu führen, dass es nicht ausufert?
              Aber wenn ich vorzensiere, ist die Absicht klar. Ich will dadurch erreichen, dass etwas was ich für falsch halte, erst gar nicht zu Leben beginnt. Ansonsten würde ich ja nur eine Nachzensur betreiben. Die übrigens sogar laut Grundgesetz und EU-Richtlinien gestattet ist, weil sie die Meinungsfreiheit nicht einschränkt.

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  2. Ach ja. Eines habe ich noch vergessen. Natürlich hat die Vorzensur noch einen wichtigen Grund. Dadurch soll die Diskussion auf dem Blog nur weitergeführt werden können, wenn die Inhaberin dafür Zeit hat.
    Womit diese Art den Blog zu führen, einem Podimusgespräch mit dem Betreibenden ähnelt (bei dem immer dann Pause ist, wenn der nicht zur Verfügung steht) und nicht einem offenen Diskussionsforum.

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  3. Als ob ich es geahnt hätte. Auf einem dieser Blogs zeigt sich gerade die Richtigkeit meiner Einschätzung:

    Abtreibungsrecht für Männer?


    Eine belustigte Antwort samt Fakteninfo eines Neuling wird von der Bloggerin sofort mit der Drohung beantwortet, dass weiteres in dieser Art zu seiner Sperrung führen könnte. Ich wüsste nicht wie noch klarer werden könnte, warum dies keine freie Diskussionskultur mehr ist.

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  4. Bei Blogs, die alle Kommentare moderieren, ist eine flüssige Diskussion aufgrund der Zeitverzögerung für das Freischalten kaum möglich.

    Wenn ich damit rechnen muss, dass mein vielleicht recht langer Kommentar gar nicht erst freigeschaltet wird, nur weil er fundierte Argumente enthält, die der Meinung der Blogbetreiberin widersprechen, dann lass’ ich’s lieber gleich bleiben.

    Umgekehrt meine ich, dass unsachliche oder gar trollige Kommentare eher auf den, der sie gemacht hat, zurückfallen. Deshalb lasse ich die auf meinen Blogs (wo es i.A. zivilisiert und sachlich zugeht) durchaus stehen.

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  5. Ich möchte einfach nicht, dass es auf meinem Blog zugeht wie beispielsweise auf Christians. Um das zu verhindern, gibt es zwei Möglichkeiten:

    1. Gar keine Kommentare mehr zulassen, wozu sich emn kürzlich entschlossen hat und wie es auf A. Hoffmanns Blog schon lange üblich ist.

    2. Moderieren, wie es z. B. bei Spon, Die Zeit, FAZ … üblich ist.

    Kommentare einfach so zuzulassen, führt rasch dazu, dass der Blogbetreiber die Übersicht verliert. Und letztlich liegt es eben doch in der Verantwortung des Blogbetreibers, was dort passiert.

    Darüber hinaus ist natürlich meine Sorge, dass das passiert, was ich auf unmoderierten Blogs und Foren beobachte. Die “Randalierer” machen sich breit und “moderieren” das Forum auf ihre eigene Art und Weise, nämlich, in dem sie alles “wegbeißen”, was ihnen nicht passt. Das führt dann letztlich nicht zu mehr Offenheit, sondern erst recht zu einer (aggressiven) Filterbubble. Nicht umsonst moderieren wirklich alle großen Onlinemedien.

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    1. Ich sagte nicht dass es falsch ist. Im Artikel habe ich nur die Gründe aufgezeigt warum zensiert wird. Und dass man sich im Klaren sein soll, warum man die Diskussion steuert. Denn z.B auf Twitter und Facebook wo jeder User die Möglichkeit hat andere komplett aus den eigenen Unterhaltungem auszuschließen macht es wenig Sinn. Auf Blogs auf denen man einzeln User moderieren kann ebensowenig . Die Motivation dahinter ist daher die Kontrolle über den Ablauf und Inhalt zu behalten Es ist offenbar der Wunsch dass es “gesittet” zugehen soll. Und dafür sorgt man vor und nicht nach.

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  6. Spannende Beobachtung. Ich bin ein Masku. Muss übrigens feststellen, dass die einzigen Trolls auf meiner Seite – also deren Beiträge ich nachträglich gelöscht habe- Frauen waren. Dabei ging es nicht um andere Meinungen, die lasse ich immer stehen, sondern um sehr tiefgürtelige Beleidigungen anderer Kommentatoren. Aber vielleicht liegt das auch an meinem Thema. Schreit nach Stutenbissigkeit. Liebe Grüße, Susanne vom Stiefmutterblog

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    1. Hallo Susanne. Schön dich auf meinem Blog begrüßen zu dürfen. Dich sehe ich genauso wie viele andere Menschen als Equalistin mit Prio männerspezifische Aspekte. Das du so vehement für gleiche Rechte aller eintrittst, ist einer der Hoffnungsstrahlen die ich sehe für eine echte gleichberechtigte Zukunft all unserer Kinder. Und dass du auf deiner Seite keine solche strikte Moderation hast, drückt genau diese Offenheit aus die du hast. In deinem Stiefmutterblog bist du klarerweise Zielscheibe für Menschen die das Credo “Das Kind gehört zur Mutter, schließlich hat sie es geboren” zur Maxime erhoben haben. Mich wundert nur, dass es nicht mehr waren. Aber das ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass sie dich als Frau nicht so einfach angreifen können wie einen männlichen “Masku”. (vielleicht ist es aber auch etwas ganz anderes) Ähnlich war es ja auch bei Erzaehlmirnix. Genau deswegen bin ich so dankbar für eure klaren Haltungen hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit. Und wir männlichen “Maskus” sollten mehr im Hintergrund diese Aktivitäten unterstützen (da hab ich dazugelernt 🙂 ), weil wir sehr viel angreifbarer sind.

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